Die Köpfe
Theresa Franke-Frysch
Theresa vor der Denkfabrik am Wissenschaftshafen.
Theresa ist Kultur- und Bildungswissenschaftlerin. In ihrer Heimatstadt Magdeburg entwickelt sie mit der Werkstatt transSCIENCE ein Reallabor für den Wissenschaftshafen.
Mein Arbeitsplatz: Man findet mich in einem schönen hellen Büro im Speicher B, einem jüngst sanierten Gebäude des früheren Magdeburger Handelshafens direkt an der Elbe. Das Schöne ist nicht nur das Umfeld, des historisch gewachsenen Ortes mit seinen Freiflächen und Potentialen für neue Ideen – auf den Fluren und bei einem gemeinsamen Kaffee begegnen sich eine Vielzahl an Mitarbeitenden aus der Universität, dem Forschungscampus STIMULATE sowie aus den verschiedenen Start-Ups: der Ideenaustausch und die Möglichkeit zum Vernetzen ist tatsächlich gelebte Praxis und mit einer Kaffeekultur verbunden.
Daran arbeite ich zurzeit: Ich entwickle und etabliere mit einem interdisziplinären Werkstatt-Team ein Reallabor für den Wissenschaftshafen. Unsere Werkstatt transSCIENCE ist Teil der BMBF-geförderten Initiative transPORT. Reallabore sind wichtige Lern- und Wissensorte für Innovationsräume, denn sie ermöglichen den Austausch und die Übersetzung zwischen den Wissenschaften, der Praxis und der Zivilgesellschaft. Technologische Entwicklungen gehen immer mit sozialen Entwicklungen einher, sie bedingen sich wechselseitig – aus diesem Grund ist es für eine moderne Wissenschaftskultur unerlässlich die Perspektiven verschiedener Zielgruppen von Anfang an in den Innovationsprozess mit einzubinden. In unserem Fall - der Medizintechnik - die auch unseren Innovationsfokus darstellt, möchten wir einen Kommunikationsraum zwischen Patient:innen, medizinischem Personal, Wissenschaftler:innen und Startups eröffnen. Reallabore sind auch Räume, kritisch denken zu dürfen, gemeinsam über Herausforderungen zu sprechen ebenso wie Vertrauen und Akzeptanz zu ermöglichen. Auf so einen lebendigen Ort des gemeinsamen Lernens und Entwickelns freue ich mich sehr, zumal dieses Reallabor das erste seiner Art in Magdeburg ist und wir die Gelingensbedingungen hierfür erproben werden. Wir möchten viel über unser Konzept und unsere Arbeit berichten.
So kam ich an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: Im Grunde bin ich mit der Otto-von-Guericke-Universität gewachsen und „erwachsen“ geworden. Ich habe bereits an der OVGU studiert. Auch nach Auslandszeiten bin ich immer wieder gern in meine Heimatstadt zurückgekehrt. An der OvGU habe in einem höchst interdisziplinären Studienprogramm meinen Bachelor und Master absolviert. Auch wenn ich Kultur- und Bildungswissenschaftlerin bin, habe ich durch meine weiteren Studieninhalte an der Fakultät für Logistik und Informatik, den sehr anwendungsbezogenen, interdisziplinären Austausch kennen und lieben gelernt. Ich bin davon überzeugt,– wenn wir die anstehenden Herausforderungen und Transformationen gemeinsam meistern wollen – müssen wir möglichst viele Perspektiven einbeziehen. Diese Überzeugung wurde durch meine letzten Jahre im BMBF-geförderten Kolleg zur Wissenschaftssystementwicklung und Wissenschaftskommunikation noch mehr bestärkt.
Das würde ich gern verändern: Ich würde gern viel stärker und häufiger den Dialog über die Innenwelten der Wissenschaften eröffnen: über den Alltag der Forschung, über im System befindliche Menschen mit ihren individuellen Biografien und über institutionelle Strukturen. Wissenschaft ist ohne Frage von gesellschaftlicher Relevanz – und das ist aus geisteswissenschaftlicher Perspektive sogar noch ein Understatement. Aber bevor die Außenbeziehungen der Wissenschaft mit der Umwelt betrachtet werden, müssen wir auch über die Innenwelten der Wissenschaft sprechen
Wäre ich Wissenschaftsministerin: … wäre das ein ziemlich komplexes Handlungsfeld für mich … Ich würde vielleicht jene drei Aspekte besonders beachten: Als Bildungswissenschaftlerin würde ich betonen, dass alles mit der Bildung beginnt. Wenn wir über Nachwuchs in nahezu allen Bereichen und Arbeitswelten sprechen, dann fängt es eigentlich ja schon bei der Schulbildung an. Diese soll Begeisterung stiften und Möglichkeiten aufzeigen – ganz gleich ob sie auf Ausbildung oder Studium vorbereitet. Zweitens würde ich mich für Frauen in der Wissenschaft stark machen und Frauen im Allgemeinen, die leider gut ausgebildet, von hier abwandern und nicht in unserer Region bleiben. Die Entwicklungschancen für sie hier zu erhöhen und gute Bedingungen zum Leben und Arbeiten zu schaffen, ist aber eine Querschnittsaufgabe. Hierfür müssen alle Ressorts gut zusammenarbeiten und sich vernetzen. Der dritte Punkt ist auch wichtig: Wenn man an Wissenschaft denkt, denkt man meist nur an das wissenschaftliche Personal oder an Startups, die aus den wissenschaftlichen Teams hervorgehen. Es braucht aber für ein komplettes Team auch Problemlöser:innen für die Administration und Ökonomie. Menschen, die gut organisieren und strukturieren können. Auch für sie muss es mehr Anreize geben hier bei uns zu bleiben und überhaupt „vorhanden“ zu sein, um Wissenschaft zu ermöglichen.
Das mag ich an Magdeburg/dem Osten: Magdeburg ist meine Heimatstadt, darum bin ich hier natürlich in besonderer Weise verwurzelt. Darüber hinaus finde ich, dass es eine hohe Lebensqualität hat, hier zu leben. Für mich bedeutet die Möglichkeit in Magdeburg zu wohnen auch ausgedehnte Fahrradtouren durch die wunderschönen Elbauen zu machen, kurze Wege von einem Stadtteil zum anderen zurückzulegen, sowie eine kleine aber dennoch „reiche“ Kulturszene zu haben. Zudem nutze ich meine Wochenenden, um die Geschichte der Stadt und der Region zu erkunden. Folgt man den historischen Spuren kann man viel Spannendes über die Heimat entdecken. So eine Entdeckung war für mich Magdeburg als Reformstadt der Moderne der Zwanziger Jahre. In dieser „Blütezeit“ wurden Stadtentwicklung, sozialer Wohnungsbau, Gesundheitswesen und Kulturszene im Magdeburg zum Modell und Vorbild für andere Städte.
Das motiviert mich am transPORT Projekt: Was mich am transPORT-Projekt besonders motiviert, ist die Möglichkeit, den Transferraum aktiv zu erforschen und zu gestalten. In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit Wissenstransfer und -kommunikation im wissenschaftlichen Bereich auseinandergesetzt. Nun habe ich die Gelegenheit, dieses theoretische Wissen in der Praxis anzuwenden und zu erleben, wie solche Prozesse in der Realität umgesetzt werden. Besonders faszinierend ist für mich der Gesundheitsbereich – ein Thema, das uns alle betrifft und dessen Relevanz unmittelbar spürbar ist.
Hier trifft man mich nach Feierabend: Entweder trifft man mich beim Tango Argentino, beim Sport oder bei einer Kulturveranstaltung. Im Sommer bin ich gern mit Freunden in einer schönen Lokalität, bei der man die langen Abende draußen genießen kann (wie z.B. der Milchkuranstalt) und wenn ich nicht dort bin, dann bin ich wohl in meinem Garten.